„Es bringen uns nicht die Dinge um, deren GEFAHR wir erkannt haben, sondern, das was wir für SICHER gehalten haben!“
(* 1. Januar 1960 in Amioun, Libanon)
(arabisch ist ein philosophischer (نسيم نيقوال نجيب طالب Essayist und Forscher in den Bereichen Statistik, Zufall und Epistemologie und ehemaliger Finanzmathematiker. Er arbeitete als Spezialist für komplexe Finanzderivate in mehreren WallStreet-Unternehmen, bevor er eine zweite Karriere als Wissenschaftler begann und sich mit den Methoden der Berechnung und Interpretation von Zufallsereignissen und dem Umgang mit unvorhergesehenen seltenen, aber mächtigen Ereignissen (von ihm „schwarze Schwäne“ genannt) beschäftigte.
Die „Black Swan Theory“ ist seit der Veröffentlichung des libanesisch-amerikanischen Autors und ehemaligen Aktienhändlers Nassim Nicholas Taleb 2007 in aller Munde. Im Grunde genommen ist sie jedoch weitaus älter. Schon Bertrand Russel warf 1912 in seiner Veröffentlichung „The Problems of Philosophy“ die damit zusammenhängenden Fragen auf. Dazu erzählte er die berüchtigte Geschichte des Huhns:
Ein Huhn, das jeden Tag Nahrung erhält, geht davon aus, dass es auch weiterhin jeden Tag Nahrung erhalten wird. Es festigt sich sein Glaube, dass ihm der Mensch wohlgesonnen sei. Nichts im Leben des Huhns deutet darauf hin, dass es eines Tages geschlachtet wird.
Genau das, was dem armen Huhn passiert, geschieht auch mit den Menschen des 21. Jahrhunderts: Wir halten uns an die Dinge, die wir kennen. Unsere Zukunftsplanung basiert prinzipiell auf der uns bekannten Vergangenheit. Wie Taleb schreibt: „Wir schauen in den Rückspiegel statt nach vorne.“ Und weil der Mensch dazu tendiert, sich an Bekanntem zu orientieren, ist es ihm kaum möglich, Dinge voraus zu sehen, die neu und einmalig sind. Das hat Folgen nicht nur im Hinblick auf die menschliche und gesellschaftliche Risikobereitschaft, sondern auch auf unser Geschäftsgebaren und den Erfolg von Unternehmen und Volkswirtschaften.
Schwarze Schwäne und die Finanzkrise
Bis weit ins 17. Jahrhundert nahm man an, es gebe nur weiße Schwäne. Als eine schwarze Schwan-Rasse entdeckt wurde, geriet sozusagen die Welt aus den Fugen. Nach Talebs Theorie kommen für den Menschen die größten Veränderungen oder Katastrophen genauso überraschend wie für die Naturkundler damals der schwarze Schwan.
Ähnlich verhält es sich mit der Finanzkrise. Der Kollaps des amerikanischen Systems war sozusagen undenkbar, nicht vorauszusehen. Allerdings – vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, gab es anscheinend viele Indizien, die genau in diese Richtung deuteten. Doch weil es so etwas vorher in dieser Form noch nie gegeben hatte, kam niemand auf die Idee, dass es passieren könnte – und wenn, dann wäre er vermutlich ausgelacht worden.
Abweichungen zulassen
Taleb sagt ganz klar, dass man Black-Swan-Events nicht vorhersagen könne. Das verbietet sich schon per Definitionem, denn für den Autor zeichnen sich die schwarzen Schwäne dadurch aus, dass sie plötzlich passieren, enorme Auswirkungen auf die Welt, das menschliche Leben, den Lauf der Dinge oder die Entwicklung der Technik haben und meistens hinterher erklärt werden – kurz: Sie liegen außerhalb des Erwarteten. Als Beispiel beschreibt er Modelle für den Finanzmarkt. Ein simples Börsen-Modell könnte durchaus ein extremes Szenario wie den Schwarzen Montag von 1987 enthalten, aber würde vermutlich den Zusammenbruch der Aktienmärkte nach dem 11. September nicht abbilden. Ein Modell zieht das „bekannte Unbekannte“ in Betracht, aber nicht das „unbekannte Unbekannte“.
Taleb empfiehlt, sich gegen das Auftauchen von schwarzen Schwänen zu wappnen, damit zu rechnen. Gegenüber den negativen könne man dann robuster auftreten, die positiven könne man zum eigenen Vorteil nutzen.
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